Als puren Verzweiflungsakt könnte man unseren Dolomiten-Trip zu Pfingsten bezeichnen - das Wetter seit langem beschissen, keine Aussicht auf Besserung. Ein Lichtblick: Im Süden sollte es besser sein, aber dass da noch überall viel Schnee rumliegt, ist uns auch klar, aber südseitig muss doch was gehen. Also half nur der Sprung ins kalte Wasser, es hat sich jedenfalls bezahlt gemacht!
Begonnen hat alles mit einer 5 - stündigen (statt 3) Fahrt auf den Karerpaß (das am Pfingstsamstag mit etwas höherem Verkehrsaufkommen zu rechnen ist haben wir Helden in unserer Verzweiflung nicht behirnt), unser Ziel, die Rotwand, präsentiert sich zumindest mal trocken, und der letzte Rest Schnee unter der Wand hält uns jetzt auch nicht mehr auf. Etwas später als geplant stehen wir am Einstieg der "Moulin Rouge / 9-", eine Tour von Christoph Hainz, die auf Bohrhaken verzichtet, dafür sind aber jede Menge guter Schlaghaken vorhanden. Die Vermutung, dass unter" normalen" Bedingungen am frühen Nachmittag die Sonne in diese Südwestwand vorbeischaut, hat sich leider nicht bestätigt - zu viele Wolken. Dementsprechend kalt wars da drin - akute Oaneglgefahr. Trotz des tlw. sehr brüchigen Gesteins eine tolle Route, auch das Abseilen birgt noch mal Potential für einige würzige Aktionen.
Die Suche nach einem geeigneten (Haupauswahlkriterium idyllisch) Schlafplatz gestaltete sich als nicht ganz einfach, gelandet sind wir, wie üblich, auf einem dreckigen Parkplatz neben der Straße. Ein Ziel für den nächsten Tag war gleich gefunden, diesmal gar kein Schnee im Zustieg - die "Via Goodbye 1999" an der Tofana, lt. Topo 9-, unserer Meinung nach eher 8+, aber egal. Nachdem wir die erste Seillänge und damit die unmittelbare Eisschlag-Gefahrenzone überwunden hatten, konnten wir die genialen, sehr sportlich abgesicherten Seillängen in vollsten Zügen genießen, die aufziehenden Wolken und das erneute Versagen der Sonne kann uns auch nicht aufhalten und siehe da - die Tour gelang uns allen im Onsight bzw. Flash! Zurück am Parkplatz das Übliche: Fressen, Bier und Führer blattln, ein Ziel für unseren letzten Tag war gleich gefunden - in die Zinnen solls gehen. Dass die Straße zur Auronzohütte noch geschlossen hat, stört uns herzlich wenig und wir schlagen unser Nachtlager bei der Mautstelle auf.
Tags darauf wurde aus dem üblicherweise kurzen Zinnen-Zustieg ein etwas längerer Marsch bzw. Schnee-Gestapfe, doch schlussendlich stehen wir (mit mittlerweile waschelnassen Füssen) unter der imposanten, gelben Südwand der Kleinen Zinne, die "Perlen vor die Säue, 9-" im Visier. Die Tour hält, was sie verspricht: Eine geniale Seillänge jagt die andere! Die Sonne ist diesesmal auch vertreten, plagte uns an den vergangen Tagen noch die Kälte, so wars jetzt der Durst. Mit den Bewertungen im Topo konnten wir wenig anfangen, eigentlich sind alle Seillängen annähernd gleich schwer, so im Bereich 8- bis 8+! Perfekt getimt, kurz vorm Verschwinden der Sonne, erreichen wir das Ende der Schwierigkeiten, die 2 lezten Seillängen schenken wir uns und seilen ab! Simon ist das Ganze Onsight bzw. Flash geklettert, Hias und Hechei leider nicht...
Alles in allem ein genialer Trip, und noch dazu kann einem das anhaltende Sauwetter nach so einem geilen Wochenende für kurze Zeit mal weniger anhaben...