Mittwoch, 22. Dezember 2010

"Trip" de France 2010














Wieder einmal war es so weit und es hieß volle Fahrt voraus, diesmal Richtung Frankreich. Von der einstigen Rasselbande blieben letztendlich nur mehr drei harte Kerle und ein „original Kärle“. Um nicht allzu viel Kletterzeit in Fahrtkilometern liegen zu lassen starteten wir zeitig am Abend.
Unser erstes Ziel war Aiguines am Ende der Verdonschlucht. Dieses erreichten wir vor Tagesanbruch, an Frühstücken oder Klettern war noch nicht zu denken. Es fand sich aber bald eine gemütliche Nebenstraße, hierzulande auch Forstweg genannt, die wie gerufen wirkte und wo wir die eine oder andere fehlende Schlafstunde nachholen wollten. Jedoch fand dieser Versuch wenig später ein abruptes Ende. Ein ortsansässiger Franzmann bombardierte uns mit Worten die uns nur Spanisch verstehen ließen. „No-France“ war wohl die einzig mögliche Entgegnung um diesen Wasserfall einzudämmen – Nochmals Dank an Kloa-Hechei!
Nach einem guten Frühstück und gewissen Erleichterungen fanden wir uns auf der Suche nach Führermaterial im Tourismusbüro wieder. Nachdem auch die - entgegen unseren Erwartungen - sehr freundliche Angestellte eingesehen hatte uns doch nicht den Kinderklettergarten zu empfehlen, hieß es ab auf die andere Seite der Schlucht nach LaPalud, dem Klettermekka der Verdonschlucht. Mehr oder weniger zügig wurde daraufhin ein für uns optisch angemessener Campingplatz (sollte wie aus der Vergangenheit bekannt keinesfalls zu gut ausgestattet sein) ausfindig gemacht. Auf der Suche nach dem ersten Sportklettergebiet folgte wie jedesmal in einem für uns völlig neuen Gebiet anstatt eines herkömmlichen Zustiegs ein „Erkundungsmarsch“ (Von der Weite wohl auch als ratloses Buschgeflüster zu bezeichnen). Nach einer Einkletterphase und wirklich faszinierenden Touren beendeten wir unseren ersten Tag beim Kochen und Biergenuss am Campingplatz. Am nächsten Tag war die erste alpine Tour geplant. Auch die letzten Zweifel über mögliche Schlechtwetterwarnungen, wie sie uns prophezeit wurden, waren schnell beseitigt und ab ging es in die Schlucht. Nach kurzem Suchen der Klettertour Les mains dans le sel (7a) am LeStyx-Pfeiler, erreichten wir zeitgleich mit den ersten Regentropfen den Einstieg. Die ersten Seillängen erwiesen sich als nicht allzu easy, aber der kompakte Fels und der traumhafte Spot in der Schlucht machte so einiges gut. Wie befürchtet fing es jedoch in der 6.Seillänge in Strömen zu regnen an. Nach einem gelungenen Ausweichmanöver entlang einer Baumrinne und zahlreichen „Gebüschrampferein“ erreichten wir völlig durchnässt die Straße. Wie es sich nach einem solchen Erlebnis (und Regen-Jubiläum) gehört suchten wir nach einer trockenen Bar, diese war schneller als die Klettergebiete vorher gefunden. Fazit dieses Tages: Schlechtwetter in Frankreich bedeutet so ziemlich dasselbe wie bei uns, take away beer bzw. französisches Bockbier steht dem unsrigen Feiertagsbier um nichts nach, die letzte Scheibe der Gemeinschaftssalami sollte besser keiner bekommen. Auf dem Campingplatz kannte uns nach dieser Nacht wohl jeder!
Nach einem darauffolgenden erfolglosen Sportklettertag trafen Dani und Simon zu uns, die schon seit geraumer Zeit (nach einer Panne mit ihrem um einige Dezibel lauteren Corsa) Mitteleuropa unsicher machten und Projekte wie den Hörnligrat am Matterhorn, den Albignastausee und Salbitschijen hinter sich hatten. Für den nächsten Tag hieß es auf zur L´Escalades, eine imposant und endlos erscheinende Wand. Beeindruckende Aussichten und die Tatsache fast jede Route über eine Abseilpiste erreichen zu können motivierten uns zusätzlich und somit stand einem schönen Klettertag nichts mehr im Weg. Simon und Maggi versuchten sich in einer überaus interessant zu bezeichnende 7b+ Tour, die sie erfolgreich durchsteigen und anschließend auf 5c+/A2 abwerten konnten. Dani, Berni, Hannes und ich entschieden uns für einen Genusstag und kletterten eine Mischtourenvariante im 6. Grad. Nach einer Fahrt entlang der Schlucht und einigen Zapfenpousern (siehe Foto) führten uns die Straßen weiter Richtung Klettergebiet Calanques, das zwischen Marseille und Cassis liegt. Zahlreiche Sportkletterspots mit traumhaftem Blick aufs offene Meer und feinstem Kalk prägen dieses Kletterareal mit mediterranem Flair. Hannes und Berni suchten trotzdem „alpine Luft“ und kletterten die Mehrseillängentour Voie Barrin (5c) auf einen der vielen Zapfen der Calanques. Der Rest der Truppe versuchte sich in knackigen Überhangtouren (7b bis 8a). Am Abend kletterten wir gemeinsam entlang einer, wie aus einem Bilderbuch wirkenden, Genusskante und wurden mit den letzten Sonnenstrahlen dieses Tages belohnt.
Natürlich durfte hier das Partyflair am Campingplatz und damit verbunden die Verteidigung unseres Rufes auch nicht fehlen. So kam es, dass wir am darauffolgenden Tag an einem der abgelegensten Fjorde (wiedermal auf der Suche nach was kletterbarem) von unseren vermeintlichen Zeltnachbarn aus der Schweiz sofort erkannt wurden, aber diese hatten wohl auch aufgrund unserer Herkunft Nachsehen mit unserer nächtlichen Gaudi. Nach einer letzten Dusche im Meer hieß es dann für uns wieder ab nach Hause… Neben den vielen bezwungenen Kletterproblemen und faszinierenden Erfahrungen in neuen Klettergebieten kam bei diesem Ausflug auch der Spaßfaktor keinesfalls zu kurz! Alex.R.




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