So, jetzt haben wir also 4 Wochen in Patagonien verbracht. Ziele hatten wir viele, erreicht haben wir nicht viele. Viel, viel Regen und Wind versuesste uns die Zeit hier, zumindest sind wir jetzt etwas abgehaertet. Geklettert sind wir nicht viel, dafuer aber umso mehr gewandert und getrekkt, das ist wenigstens gut fuer die Kondition.
Wenn wir uns ehrlich sind, sind wir schon ein wenig enttauescht, unser Ziel, den Cerro Torre nicht erreicht zu haben, vor allem, weil wir so knapp dran waren. Aber wir wissen genau, wie Bergsteigen in Patagonien ist, darueber haben sich schon andere, viel bessere Kletterer ein Bild gemacht, Sprueche wie z.B. "Beim ersten mal Patagonien ist Erfolg die Ausnahme und Scheitern die Regel!" oder "Klettern in Patagonien ist wie Sex ohne Orgasmus!" sind das Resultat. Wir haben jedenfalls unser bestes gegeben, und wir wissen genau, dass wir wiederkommen werden, irgendwann. Die Berge hier haben uns auf jeden Fall in ihren Bann gezogen, dass geht jedem so hier. Wenns naemlich mal schoen ist, ists einfach so unglaublich schoen dass all die Tage, wo man nichts von ihnen sieht und der Wind, Regen und Schnee, jegliches Klettern verhindern, vergessen sind.
Unser letzter Versuch startete am Sonntag um 3 Uhr frueh im Bridwellcamp. Wir gingen mit leichtem Gepaeck ins Norwegerbiwak, nahmen dort unser Material auf und stapften schwerbeladen in Richtung Schulter. Der Schnee war teilweise huefttief, das Spuren zehrte an den Kraeften. Nach anspruchsvoller Mixed-Kletterei und wieder batzweichem Schnee erreichen wir nachmittags die Schulter, das Wetter haette nicht besser sein koennen, es war sogar angenehm warm. Nach einer kurzen Pause begannen wir, die ersten Seillaengen zu fixieren, um am naechsten Tag nicht einen "kalten" Kletterstart hinlegen zu muessen. Die Verhaeltnisse waren, verglichen zum ersten Versuch, recht gut, die Risse grossteils eisfrei. In Windeseile waren 3 Seillaengen fixiert, zurueck auf der Schulter schaufelten wir uns ein nettes Biwak zurecht. Die letzten Sonnenstrahlen bescheren uns eine nette Rast bei einmaligem Panorama, wir kochen und trinken viel, sind hochmotiviert. Auch die Nacht verlaueft recht angenehm, es war nicht sehr kalt, und wir schliefen so gut, dass wir sogar den Wecker ueberhoerten. Geplant war, um halb 3 loszuklettern, und wenn uns die norwegische Seilschaft nicht geweckt haette, haetten wir wohl noch laenger geschlafen. Also starteten wir erst um 4, ist ja auch egal. Wir kommen schnell voran, nach einem gigantischen Sonnenaufgang erreichen wir den Banana Crack, etwas spaeter, bereit um 8 Uhr, stehen wir vor Maestris Boltquergang, wir haben ueber die Haelfte der Route bereits hinter uns. Voll Zuversicht schauen wir rauf in Richtung Gipfel, zum Greifen nahe scheint er uns. Nach einem kleinen Sturz von Hechei in der ersten Laenge der Bolttraverse gehts in simultaner Kletterei weiter, doch der scheinbar einfach und schnell zu ueberwindende Quergang nimmt einiges an Zeit in Anspruch - und von hier an beginnt die "Odyssee". Im Minutentakt donnern ab jetzt Eis- und Schneeschollen auf uns herab. Alles, was der Berg waehrend des schlechten Wetters der letzten Wochen abgekriegt hat, kommt jetzt auf Grund der hohen Temperaturen wieder runter, und natuerlich genau auf uns. Hechei trifft eine Eisscholle auf den Kopf, Kopfschmerzen und Schwindelgefuehl sind die Folge. Nach einem anstrengendem, fetznassen Mixed Kamin stehen wir vor einem Wasserfall, und da soll nun die naechste Laenge raufziehen. Hecheis Zustand verschlechtert sich, der Eisschlag hat auch kein Einsehen mit uns, schweren Herzens entscheiden wir uns zur Umkehr. Unsere norwegischen Freunde klettern weiter. Das Abseilen gestaltet sich ebenfalls als sehr umstaendlich, staendig verhaengen sich die Seile, die mittlerweile sicher 10kg wiegen, so vollgesogen mit Wasser, das beim Abseilen immer schoen auf die Hose tropft. Mehrmals muss Hias wieder raufklettern, um die Seile aus Schuppen und anderwertigem seilfressendem Zeugs zu befreien. Und weils so nett ist, trifft noch ein Eisbrocken den armen Hechei, diesmal auf die bereits laedierte Hand. Somit hatte er eben nur noch die Linke zur Verfuegung. Abends erreichen wir die Schulter, die vermeintlich sichere und nicht im Seilhaengenbleib-Gelaende verlaufende Abseilstrecke von der Schulter zurueck auf den Gletscher gestaltet sich auch als nicht so einfach, wieder einmal sind wir auch vom Eisschlag bedroht. Doch schlussendlich erreichen wir das Norwegerbiwak, packen unser restliches Zeugs zusammen und wollen nur noch eins - weg von hier, ins Bridwellcamp zu unseren warmen Schlafsaecken. Wieder einmal uebermannt uns beim Weg raus ueber den Gletscher die Dunkelheit, wir sind zu muede und zu erschoepft um noch weiterzugehen, geschweige denn den Weg durch die Spalten zu finden, also richten wir uns zum Biwak auf einer Seitenmoraene ein......
Die letzten 2 Tag verbrachten wir dann mit Schleppen: Unser ganzes Material inkl. Muell von 4 Wochen musste nach El Chalten gebracht werden. Anstrengend und nicht unbedingt nett, aber konditionssteigernd.
Im Nachhinein betrachtet hatten wir extrem viel Pech bei diesem Versuch: Verschlafen, Seilhaengenbleiben, Eisschlag usw.Bis zum Umkehrpunkt waren wir extrem schnell unterwegs, bis zum Gipfel waerens noch etwa 10 Seillaengen gewesen, vielleicht haetten wir es geschafft, aber unsere Vernunft sagte uns das pausenloser Eissschlag und ein Hechei mit Schwindelgefuehl und starken Kopfschmerzen nicht unbedingt die optimalen Rahmenbedingungen fuer den Gipfelsturm sein wuerden. Das Risiko war uns einfach zu hoch....
Aber wir haben uns an dieser Route versucht, und waren bis zu dem Punkt, wos halt nicht mehr gegangen ist, recht schnell und sicher unterwegs, wir haben diesem geschichtstraechtigen Berg, dem Cerro Torre, einen Besuch abgestattet und dabei alles in unserer Macht stehende versucht und werden wieder zurueckkommen, soviel ist sicher.
Abschliessend moechten wir uns bei allen bedanken, die unser Treiben hier mitverfolgt haben und uns die Daumen gedrueckt haben. Wir freuen uns schon auf unseren Vortrag im Maerz, mit vielen Eindruecken aus Patagonien und vom Klettern daheim - und natuerlich auf viele Besucher.
3 Kommentare:
Grias enk,
find i echt schod, das es a bei enkan letzten Versuch leider nid gschofft hobs, owa wias es scho gschriem hobs vielleicht ergieb si numoi de Möglichkeit den Berg zu bezwingen.
Gfrei mi scho voll auf enkan Vortrog, wenn si si irgendwie ausgeht mecht i do unbedingt dabei sei.
Wünsch enk nu a guade Heimreise, und bis boid in Tiroi.
Seas Maaaaaascht
oida... schod ober trotzdem, wennst vom pech verfolgt wirst... also zu dem vortrag kim i sowie so a wieder. und einrichten losst sie ois... also bis übermorgen(~?), vielleicht telefonier ma moi, hech... woibei i moan dast eh gnuag zum doa host wennst wieder do bist... sellas
matze
Hallo Jungs!
Vielen Dank für den Abschlussbericht aus El Chalten und die fantastischen Bilder! Schade, dass es nicht ganz mit dem Gipfelsieg geklappt hat, obwohl wir alle fest die Daumen gedrückt haben. Aber: wir sind froh, dass ihr alles gut überstanden habt und ihr könnt beide stolz auf eure Leistung sein - Respekt!
Wir wünschen euch eine gute und halbwegs erträgliche Heimreise und freuen uns schon auf ein Wiedersehn in der Heimat.
Liebe Grüße von der Fangemeinde aus Innsbruck, von Godi,Dad und Elke und besonders von Tantchen und Professor!
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