Mittwoch, 26. November 2008

Pleiten, Pech und Pannen





So, wieder mal ein Update aus dem tollen Patagonien. Hinsichtlich bergsteigerischer Erfolge hat sich nicht viel, besser gesagt nichts, getan, aber man kann auch ohne Klettern und Gipfelerfolge so einiges erleben hier im Land des Windes. Nach unserem letzten "Relax-Aufenthalt" in El Chalten sind wir voller Tatendrang zurueck ins Bridwell-Camp, doch schon auf dem Weg hinauf wurden wir wieder mal vom Wetter ueberrumpelt. Schneefall und, wie immer halt, starker Wind begleiteten uns hinauf. Dann war erst mal Zeltlunzen angesagt, nicht mal zum Pinkeln wollten wir raus, so mies war das Wetter. Doch so schnell wie das Wetter ins Schlechte umschlaegt, so schnell gehts auch wieder ins Gute, so konnten wir zumindest mal aus dem mittlerweile bereits klaustrophobische Zustaende hervorrufenden Zelt hinaus und uns etwas die Fuesse vertreten, ein wenig Slacklinen und bloed in der Gegend herumwanken. Auch das Kartenspiel, insbesondere das Schnapsen haben wir zum Zeitvertreib sehr liebgewonnen, viele Trekker hier koennes einfach nicht glauben, dass wir bei Sturmboen hinter einem windgeschuetzten Block sitzen und Karten spielen. So verbringen wir 3 Tage bei wechselhaftem Wetter im Bridwell-Camp, von den umliegenden Bergen ist nicht viel zu sehen, aber schaut man Richtung El Chalten, scheint die Sonne und nur wenige Wolken bedecken den Himmel - einfach schraeg. Damit wir den Anblick der Torres nicht ganz vergessen, haben wir Sie, so gut es moeglich war, in Modellform nachgebaut, schauen wir halt da drauf, ist ja auch was. Ab Montag Nachmittag bis Dienstag nachts war dann lt. Internetwetterbericht halbwegs passables Wetter vorhergesagt, zwar mit viel Wind, aber sonnig. Das wir in der Kompressorroute an einem Tag nichts verloren haben, war uns von vornhinein klar, also musst ein Ausweichziel her. Die Entscheidung fiel schlussendlich auf den kleinsten der Torres, den Cerro Standhart. Diesen gedachten wir ueber die Route "Exocet" zu erreichen, grossteils Mixedkletterei und ein 300m langer Wasserfall-Kamin mit Schwierigkeiten bis 5.9 / WI5+. Laut Aussage einiger lokaler Kletterer eine echt geile Tour, nicht allzu lang und optimal vom Norwegerbiwak, wo ja unser Material so vor sich dahinvegetiert und endlich mal verwendet werden will, in einem Tag zu machen. Unser Wetterfrosch Karl Gabl gab uns jedoch eine etwas andere Prognose, welche dann schlussendlich auch die richtige war: Besserung erst am Dienstag, und Einbruch schon am Abend. Na super! Trotzdem wollten wirs versuchen, starteten um 4 nachmittags Richtung Norwegerbiwak, extremer, wirklich extremer Wind erschwerte uns das Gehen, sodass wir trotz des leichten Gepaecks erst nach 5 Stunden das Norwegerbiwak erreichten. Teilweise war Gehen auf allen Vieren angesagt, der Regen peitschte waagrecht, manchmal sogar von unten, auf uns ein. Aber wir hatten zumindest die Hoffnung, oben im Norwegerbiwak ein nettes, windgeschuetzes Plaetzchen unter einem Felsen beziehen zu koennen, von denen dort oben 2 vorhanden sind. Doch beide waren bis obenhin mit Schnee vollgestopft. Kein Problem, dachten wir uns, wir sind ja nicht bloed und haben fuer solche Faelle eine Schaufel mitgebracht. Also ausschoepfen die Scheisse. Das funktionerte auch recht gut, zumdindest fuer ein paar Zentimeter, dann wich der Schnee einer pickelharten Eisschicht, schlicht und einfach unmoeglich zu entfernen. So standen wir nun da, Sturm und Regen, kein geschuetzter Biwakplatz, kein Zelt, leicht durchnaesst, das Wetter schien auch kein Einsehen mit uns zu haben, der Sturm wurde eher noch staerker. Die Entscheidung fiel dann auf den Rueckweg ins Bridwell Camp, eine nette Gletscherwanderung in der Dunkelheit. Beim Abstieg vom Norwegerbiwak, mitten im Blockgelaende wurde Hechei dann Opfer des patagonischen Windes. Eine starke Windboe, ein unachtsamer Augenblick und es ging im Purzlgagl hinunter. Die abstuetzende rechte Hand ist heute noch ziemlich geschwollen - vom Pech verfolgt sozusagen. Um 1 Uhr in der Frueh erreichen wir dann das Basecamp, und nach einer Fressorgie gings ins Reich der Traeume. Am naechsten Tag wussten wir zumindest, dass wir die richtige Entscheidung getroffen haben. Es war zwar sonnig und warm, aber oben schien der Wind in seiner vollen Macht zu wueten, die Wolken flogen uns nur so entgegen. Und weils fuer die naechsten Tage auch nicht besser ausschaut und wir wieder mal die Schnauze voll hatten vom Zeltleben, begaben wir uns also gestern - wieder mal - runter nach El Chalten, assen uns - wieder mal - gehoerig den Wanst voll, tranken - wieder mal - mehr als nur ein Bier und gammeln nun - wieder mal - bis zur erhofften Wetterbesserung hier unten rum.

Noch eines gibts zu berichten aus Patagonien: Der Trip nimmt langsam aber sicher die Ausmasse einer Materialschlacht an, das zeigte uns zumindest die bisherige Statistik von kaputtgegangenem oder vom Wind davongetragenen Material: Ein Zelt, 2 Helme, 2 Rucksack-Regenschutzhuellen, ein Fotoapparat, einige Karabiner, eine Trittleiter, ein Firnanker, zahlreiche Loecher in den Ueberhosen - bleibt zu hoffen dass sich die Statistik nicht noch explosionsartig nach oben vergroessert. Auch in physische Hinsicht gibts die ersten Verschleisserscheinungen: Hias hat 2 taube Zehen, Hechei eine geschwollene Hand. Und auch psychisch nagt das Warten und die staendigen Misserfolge langsam, aber sicher. Aber auf das haben wir uns wohl vorsaetzlich eingelassen, als wir das Flugzeug betreten haben.

Dafuer sind wir in El Chalten umso erfolgreicher: Viele hier kennen uns bereits, viele Gratis-Biere resultieren daraus, auch der schwedischen Snues-Industrie haben wir einen neuen Markt eroeffnet, seit neustens sieht man ueberaus viele dicke Oberlippen hier in El Chalten. Die Einheimischen scheinen das Zeug wohl zu moegen. Und was solls, noch haben wir ja ungefaehr eine Woche, und das wird doch wohl nicht zu viel verlangt sein, einmal fuer 2 Tage hundsnormales, schoenes Wetter zu haben, denken wir uns halt, aber Patagonien wird da wohl anders denken..........................

6 Kommentare:

Pollux hat gesagt…

Hallo nach El Chalten!

Sind wir alle froh, wieder von euch beiden zu hören!!! Die tauben Zehen und die lädierte Hand werden wir in der Heimat schon wieder hinbekommen!!!
Ob wir beim Schnapsen mit euch mithalten werden können, ist nicht sicher! Aber: wir können das ja - sobald ihr wieder daheim seid - ausprobieren!
Bei uns scheint das Wetter besser zu sein. Es ist sehr kalt aber sonnig. Ich soll recht liebe Grüße von Godi, aus der Steiermark und von der Innbsrucker Fangemeinde, die ganz gespannt eure blogs liest, an euch beide übermitteln.
Wir alle hoffen für euch auf gutes, sturmfreies Wetter!
Machts as guat und bauts weiterhin so liabe Türmelen... Vielleicht kann man das ja später vermarkten (an Stelle des Dominoday einen Cerro-Torre-Day???).
Liebe Grüße und weiterhin alles Gute von "Tantchen und Professor"

Matze hat gesagt…

also ich dachte das wetter wird schon. doch ohne daumendrücken fürs wetter wohl doch nicht. dann drück ma halt nicht beide für euch sondern jeweils einen fürs wetter und den anderen für euch... werd die oanan scho no moi animieren... das a für euch drücken... also hech und hias... losz es krochen... (am koasa as größte steinmandl der welt und in patagonien a echte torre nachbildung!klingt wie aktionskünstlerei, also schaugs das ench do no aufezauberts und donn passt des... oida i schreib an scheis zom. hechei du kennst meine deutschnoten... also sellas
matze

Pollux hat gesagt…
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
Pollux hat gesagt…

Hallo ihr beiden!

Na, wie geht's euch? Bei uns in Tirol ist alles soweit in Ordnung. Dad und Elke sind inzwischen wohlbehalten aus der Sonne zurückgekehrt. Er sieht knusprig braun aus...
Wünsche euch beiden noch schöne restliche Tage in Patagonien. Vielleicht geht sich ja noch ein kurzer Bericht von euch vor eurer Abreise aus. Wir sind gespannt.
Inzwischen recht liebe Grüße vom Tantchen
P.S.: Professor weilt In Ischl - Bergwandern... Ihr habt ihn mit euren tollen Bildern angesteckt!
Godi lässt grüßen!

peda hat gesagt…

Hawideri
Mia drucknd ganz fest de Wetterdaumen. Lasts enk vo den bissl Wind nit untakriagn und hauts den Bichi nieda.
Schene Griaß aus Mittersill
Peda

Anonym hat gesagt…

Ausschreibung an die JM: Ausflug nach Arco zum Materialeinkauf am 6. und 7. Dezember 2008 bzgl. meiner (von euch verlorener) Ausrüstung!!! Weiterhin noch viel Erfolg, Glück und viel Spaß!!! The Joe must go on! :)