Freitag, 1. August 2008

Moderne Zeiten

Am 04.07.08 begaben sich 2 abenteuerlustige typen, die halt gerade nichts besseres zu tun hatten bzw. wenn wir uns mal ehrlich sind, im Allgemeinen nicht so recht wissen was anfangen mit dem vom (Kletter)gott geschenkten Leben (außer Klettern) in südliche Gefilde, genauer gesagt in das vielbesuchte Gebiet der Dolomiten. Die Tourenauswahl fiel nicht schwer, an der Marmolada muss was her, und was liegt da wohl mehr auf der Hand wie der Mariacher-Klassiker "Moderne Zeiten" mit fast 30, durchgehend schweren Seillängen. Durch das neue JM-Mobil gestaltete sich die Anfahrt, verglichen zu den oft aufgetretenen Strapazen mit dem alten Apollo, geradezu luxuriös. Auch die Zeit verging wie im Flug, weil Simon viel zu erzählen wusste über sein Stuhl-Gewohnheiten und einen gewissen, leider selten vorkommenden, "Golden Shot". Am Parkplatz angekommen, Material sortiert, das Tragtier (Hechei) ordentlich beladen, der "Treiber" (Simon) eilt voraus, das Tragtier pfnast hinterher, und da stehen wir schon oben beim Einstieg. Fetzgeile Wand, da bekommt man vom Raufschauen schon richtig Respekt. Die ersten 2 Seillängen hängen wir uns vor, damit wir Hosenscheißer am nächsten Tag nicht gleich soooo schwer anfangen müssen. Mit der Mariacher-Bewertung von 7+ für die 1.SL denken wir uns zum ersten mal "na hawederi", die Bewertung mit 8 haut eher hin. Nach getaner Arbeit manteln wir zum Ombrettapass rauf, und was uns da erwartet, das haben wir nicht erwartet: Fast wie ein Hotel steht die Biwakschachtel droben, bestückt mit Betten, Decken und sonstigen schlaffördernden Utensilien. Die zwei "überaus netten" Deutschen da oben können uns die Stimmung nicht vermiesen, wäre da nicht deren große Vorratskammer und der surrende Benzinkocher. Für uns gab's halt statt spaghetti bolognaise schlicht und einfach Wurst und Brot und einige Müsliriegel. Nach einem wärmenden Lagerfeuer und der üblichen Abendhygiene gings ab in Koje. Ausgeschlafen und ausgeschissen manteln wir tags darauf in aller Herrgottsfrühe zum Einstieg. Die Kletterei ist anfangs noch nicht so berauschend, der jeweilige Nachsteiger hatte sehr mit dem Gewicht des Rucksacks (vollgestopft mit Jacken, Jause, viel viel Wasser) zu kämpfen. Doch schnell gewinnen wir an Höhe, die ersten Sonnenstrahlen erheitern das Gemüt und die Kletterei wurde immer schöner. Um 11 erreichen wir das große Band, doch für eine ausgiebe Last nahmen wir uns keine Zeit, es gilt noch vor 16 uhr oben zu sein, um die letzte Gondel zu erwischen. Mit der Vorstellung eines gemütlichen Hinabschwebens ohne jegliche Anstrengung in unseren Köpfen nehmen wir uns gerade mal die Zeit, einen Müsliriegel zu verdrücken und einen Schluck Wasser zu trinken, bevor's wieder weiter geht. Ab diesem Zeitpunkt wussten wir, was mit "im oberen Teil sehr schwere Routenfindung" gemeint ist - nur mehr selten bezogen wir einen richtigen Stand, kletterten meist irgendwo herum, noch dazu wurde der beschissene Rucksack nicht leichter, weil wir Affen ja keine Zeit zum Trinken und Essen haben. Die Kletterei war wirklich super, steil und ausgesetzt gehts von Loch zu Loch, immer in der Hoffnung, dass man richtig ist und ein bisschen weiter oben halt doch mal eine Sicherungsmöglichkeit hergeht, aber so richtig genießen konnten wir's glaub ich nicht mehr. Die Bewertungen sind, mal ehrlich gesagt, extrem tiefgestapelt. Eine vermeintliche 6er Länge kann schon so einiges Kopfschütteln hervorrufen, oder ein lautstarkes "Des gibs jo nit!". Zu allem Unheil musste Simon die letzten Seillängen alleine bewältigen, da Jammer-Hechei stark mit seinem lädierten Fuss zu kämpfen hatte, und sich einfach nicht mehr ans scharfe Ende des Seils getraute (Danke Simon!!!). Schließlich und endlich erreichten wir die Punta Rocca, das Ende dieser langen Reise, aber der Blick auf die Uhr lässt die Freude über den Gipfelsieg erst mal ein wenig erblassen: 19 uhr - keine Seilbahn, kein Hinabschweben, dafür aber ein Hinabmurgsen über den batzweichen Gletscher in 1 1/2h zum Fedaiapass. Von dort, so glaubten wir zumindest, kann man ja Autostoppen. Richtig, kann man, aber kein Schwein bleibt stehen. Also hatschen, hatschen, hatschen. Irgendwann um 22 uhr, schon fast am Ziel, hat sich ein überaus freundlicher Italiener unser erbarmt. Nach einem delikaten Abendmal fallen wir sprichwörtlich tot um - Simon in einen etwas alten, nicht so warmen Schlafsack ohne Reißverschluß, Hechei in ein neueres, sehr viel wärmeres Modell (hihihi).

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