Sonntag, 3. August 2008

Piz Palü - Bumillerpfeiler

"Super Wetter in der Schweiz" hat's geheißen - diesem Ruf sind Hias und Hechei am 27.06.2008 gefolgt. Eine lange, kombinierte Tour sollte es werden, die Wahl fiel auf den Bumillerpfeiler, der nach ca. 1000m kombinierter Kletterei mit Schwierigkeiten von bis zu 5+ im Fels bzw. 80° im Eis auf dem vergletscherten Piz Palü (ca 3900m) endet. Nach Erledigung der obligaten Einkäufe und dem geliebten "Zomklaubn" des Materials wird das JM-Mobil beladen, und pünktlich um halb 1 geht's los: "Weil wenn ma um hoibe 1 ofohn schoff mas leicht zur letzten Gondel um 5!" Doch wären da nicht die unzähligen Baustellen und aus unserer Sicht unsinnigen Ampelregelungen. Diese zeitlichen Verzögerungen mussten natürlich eingeholt werden, man will sich ja den langen Anstieg zur Diavolezza-Hütte durch so eine Kabine die auf einem Seil in der Luft herumschwebt etwas, sagen wir mal so, versüßen. Also wurde zwischen den Baustellen und Ampeln "auf Anschlag" gefahren bzw. gerast - und siehe da - pünktlich um knapp vor 5 sitzen wir in der letzten Blechkiste. Auf der Hütte (eher Hotel) erwartet uns ein delikates Feinschmecker Menü, bestehend aus mehreren Gängen. Die tolle Abendstimmung lässt die Motivation für den anstehenden Tag ins unermessliche steigen, die Tatsache, dass sich heuer noch niemand an den Bumillerpfeiler gewagt hat, bringt uns nicht mehr aus der Ruhe. Auch der etwas überteuerte Alkohol kann uns die Stimmung nicht vermiesen - im Gegenteil: Leicht angeheitert und voller Tatendrang beziehen wir unser Nachtquartier und schlummern dem nächsten Tag entgegen. Leicht angeschlagen - deshalb wird der Bumillerpfeiler von uns ab jetzt unter dem Namen "Promillepfeiler" gehandelt - starten wir bei dunkler Nacht den Zustieg zur Wand. Spätestens nach einem netten Spaltensturz von Hechei ist auch Hias putzmunter. Am Einstieg erreicht uns bereits die Sonne, es heißt also schnell sein, damit uns die berüchtigten Eishagel von Oben nicht erwischen. Am laufenden Seil überwinden den Gletscherbruch, mit Stellen bis zu 80° schon mal gar nicht so leicht. Danach queren wir nach links auf den Firngrat, eine objektive Bedrohung von Oben brauchen wir ab jetzt nicht mehr zu fürchten - im Gegenteil - der jetzt folgende Felsteil lässt unsere Schweineherzen höher schlagen. 12 Seillängen in großteils tollem Fels (wenn auch manchmal "fetznass") mit recht homogenen Schwierigkeiten und teilweise beeindruckender Ausgesetztheit in landschaftlich grandioser Kulisse später stehen wir unter der Eisnase, der letzten Barriere in Form eines Hängegletschers vor dem flacheren Gipfelgelände. Ein direktes Überklettern scheint uns nicht sehr angenehm, die Eisnase hängt stark über. Also macht sich Hias an die linksseitige Umgehung dieses Monstrums, welche wir uns sehr viel leichter vorgestellt haben. In morschem Schnee startet der Quergang, den Abschluss bildet eine nasse Mixed-Passage. Zu allem Unheil kommt ein regelrechter Wasserfall vom Hängegletscher herunter, der den armen Hias ziemlich "einwaschelt". Und sind wir uns mal ehrlich - hätte der nicht so geflucht und geschumpfen beim Quergang, wäre Hechei nieeee auf die Idee gekommen, seine Regenjacke überzuziehen und wäre nicht vollkommen trocken drüben angekommen. Das vermeintlich flache und einfache Gipfelschneefeld entlarvte sich als kraftraubende Spurerei im Sulz, und so ziemlich am Ende unserer Kräfte erreichten wir den erlösenden Gipfel. Ein tolles Panorama und - fast noch wichtiger - endlich was anständiges zu Beißen runden diese Tour perfekt ab, wäre da nicht der noch bevorstehende Abstieg durch allerfeisten, teilweise knietiefen Gletschersulz, der uns nach unzähligen Stolperern und Schimpfworten schlussendlich doch zur Diavolezzahütte zurückbringt. Unser allgemeiner Zustand (kurz und bündig: saumiad!) und das eher schlecht prognostizierte Wetter für den nächsten Tag machen uns den Entschluss, das Schwitzerland noch am selben Tag zu verlassen, nicht allzu schwer. Zum Glück hatten wir bei der Heimfahrt keinen Zeitdruck mehr - die Verbindung "Zeitdruck" und "müder Kletterer" hätte vielleicht in einer Beschädigung des JM-Mobils ausgeartet, und das will nun wirklich keiner!













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